Bericht GATE-Themenabend 04.09.2018

Das DSFT bietet zwei Zertifizierungen für touristische Leistungsträger an, die zwar beide Qualitätsinitiativen sind, deren Ziele aber trotzdem ganz unterschiedliche sind.

Bei dem Zertifizierungssystem „Reisen für alle“, werden touristische Betriebe auf Barrierefreiheit geprüft, und auf dem Portal www.reisen-fuer-alle.de geführt, um Menschen mit Behinderungen für ihre Reiseplanung eine einheitliche und zuverlässige Quelle zu bieten.

In Deutschland leben etwa 7,6 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung. Zwar wurde bei Menschen mit Behinderung eine geringere Reiseintensität festgestellt, das hängt aber sicherlich auch mit dem mangelnden Angebot und unzureichender Information zur Barrierefreiheit zusammen. Auch wenn es mittlerweile häufig barrierearme Angebote gibt, ist doch auch die Definition der Barrieren eine große Herausforderung. Dass es sich nicht nur um den möglichen Zugang mit einem Rollstuhl handelt, sondern z.B. auch Menschen mit Sehbehinderung auf Reisen auf große Barrieren stoßen, wird oft nicht mit bedacht.

Um dieses Loch zu schließen, wurde über 4 Jahre hinweg an den Kriterien für „Reisen für alle“ für sieben verschiedene Anspruchsgruppen gearbeitet.

Entstanden sind Kriterien für die folgenden Anspruchsgruppen:

  • Menschen mit Gehbehinderung
  • Rollstuhlfahrer
  • Menschen mit Hörbehinderung
  • Gehörlose Menschen
  • Menschen mit Sehbehinderung
  • Blinde Menschen
  • Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen

Mittlerweile sind rund 2150 Betriebe, zumeist Beherbergungsbetriebe zertifiziert und auf der Plattform zu finden. Das bedeutet bereits eine wichtige Hilfestellung für Menschen mit Behinderung. Wichtig wäre für diese allerdings, Angebote über über die gesamte Servicekette hinweg zu finden, also z.B. auch zu An- und Abreise, Unternehmungen etc.

Um das Zertifikat noch bekannter zu machen, und touristischen Dienstleistern einen Mehrwert durch die Zertifizierung zu bieten, würde „Reisen für alle“ gerne noch verstärkt ins B2C-Marketing gehen. So wäre das Ziel, wesentlich mehr Betriebe für eine Zertifizierung zu gewinnen und auch größere Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren. Zu hoffen ist, dass immer mehr Betriebe die Wichtigkeit von Barrierefreiheit erkennen und auch schon im Bau neuer Einrichtungen entsprechende Kriterien mitgedacht werden.

 

Das Zertifikat „Servicequalität Deutschland“ beschäftigt sich hingegen nicht mit der Ausstattung von touristischen Betrieben, sondern mit den soft skills – der Servicequalität. Begründet auf einer Schweizer Initiative will das Deutsche Programm Impulse für ein Verbesserungsmanagement in den Betrieben setzen und bietet dazu praktische tools wie Online-Werkzeugkästen, Ideenpools, Austauschmöglichkeiten und qualifiziertes Feedback. Das Q-Coach-Seminar ist das zentrale tool der Initiative und schult auf Qualitätsmanagement.

Das Zertifikat ist in 3 Stufen erhältlich, wobei erst die dritte Stufe mit einem vor-Ort Audit verbunden ist, und die ersten Stufen eine Selbstverpflichtung sind.

Auch hier haben sich bisher vorrangig Beherbergungsbetriebe zertifizieren lassen. Zwar sind mit rund 3000 zertifizierten Betrieben nur 1% aller deutschen touristischen Leistungsträger dabei, allerdings zeigt sich im Vergleich zu nicht zertifizierten ein höherer TrustYou-Score. So wird deutlich, dass die Teilnahme an der Initiative das Erlebnis der Gäste verbessert.

Um eine belastbare Anzahl der touristischen Betriebe Deutschlands für das Siegel zu interessieren, wäre auch hier ein stärkeres Marketing sicherlich sinnvoll, so dass das Siegel für die ausgezeichneten Unternehmen einen Verkaufsvorteil bedeuten kann. Diese Aufgabe bedeutet allerdings eine große Herausforderung für die Koordinierungsstellen. Wünschenswert wäre allerdings, dass Initiativen zur besseren Servicequalität künftig gar nicht mehr nötig wären, sondern sich ein guter Standard durchsetzt.