Bericht GATE-Themenabend 23.01.2018

Immer mehr Touristen lockt es nach Kuba. Reisende kommen wegen der einzigartigen karibischen Strände, der unverwechselbaren Musik, der schönen Altstadt Havannas, dem lebendigen Nachtleben und der im Vergleich zu anderen Ländern Südamerikas relativ geringen Kriminalitätsrate. Auch die Landschaft Kubas, mit einem großen Anteil von Naturschutzgebieten, bedeutet einen Anziehungspunkt.
Und die internationalen Touristen sind auf Kuba gern gesehen, denn sie bedeuten die wichtigsten Devisenbringer. Und dies stellt gleichzeitig das große Problem des Tourismus auf Kuba dar: durch die Existenz von zwei Währungen existiert auch eine zwei-Klassen Gesellschaft, es wurden regelrecht zwei kubanische Welten geschaffen. Der CUC, die Währung, die die Ausländer nutzen und mit der sie auch Ausländer-Preise zahlen, ist eine touristische Währung die Zugang zu nicht-kommunistischem Wohlstand bedeutet.  Einige Dienstleistungen, wie z.B. die Fahrten in komfortablen Überlandbussen, können ausschließlich in CUC bezahlt werden. Damit sind diese Dienstleistungen gleichzeitig für die Kubaner nicht zugänglich. Wer allerdings einen Job im Tourismus ergattert hat, erhält auch Trinkgelder in CUC, der dementsprechend einen großen Wert für die Einheimischen bedeutet. Die zweite Währung, der Peso, ist dagegen fast wertlos. Die Angestellten des kommunistischen staatlichen Systems erhalten einen Monatslohn in Pesos, der im touristischen privaten Sektor einem Tageslohn in CUC entspricht. So versuchen immer mehr Kubaner den staatlichen Arebitsverhältnissen zu entkommen und durch einen Job als Schuhputzer, Taxi-Fahrer etc., mit denen man z.B. besser verdient als ein Lehrer, einen Stück vom Tourismusdevisen-Kuchen abzubekommen.

Dass dies wiederrum eine nicht gern gesehene Praxis für den Staat darstellt, liegt auf der Hand. Dabei hatte dieser den Tourismus in den 90er Jahren so gut geplant: Im Norden Kubas wurden an den paradiesischen Stränden Hotelklötze errichtet, die alles boten, was der Tourist brauchte. So mussten die Mauern nie verlassen werden, und die Mischung von Einheimischen und Touristen kam somit so gut wie nicht zustande. Die Einnahmen des Tourismus wanderten direkt in die Staatskasse und machten so z.B. den Aufbau eines funktionieren Gesundheitssystems möglich.

Doch mit der zunehmenden Individualisierung von Touristen und dem veränderten Reiseverhalten hat sich dies stark verändert. Viele Reisende wollen Land und Leute kennenlernen und ziehen die private Unterbringung den immer gleichen Hotelkomplexen vor. Die Vermischung von Touristen und Einheimischen wurde also über die Jahre immer größer und die vom Staat so dringend benötigten Einnahmen durch den Tourismus gingen immer häufiger am Staat vorbei. Da der Staat gegen diese Entwicklung kaum anwirken konnte, und für die steigende Zahl von Touristen die bestehenden Hotelzimmer auch nicht mehr ausreichten, hat er vor einiger Zeit den Betrieb von Casas Particulares erlaubt, privaten Häusern die ein oder mehrere Zimmer für Touristen zu Verfügung stellen, ähnlich einem Bed & Breakfast. Die Betreiber müssen zwar einen bestimmten Anteil der Einnahmen an den Staat entrichten, aber es lohnt sich immer noch mehr, ein Zimmer an Touristen zu vermieten,als in einem staatlichen Arbeitsverhältnis zu arbeiten.

Generell ist die Versorgungssituation der Einheimischen auf Kuba stark reglementiert. Über Bezugsscheine für die Grundsicherung können sie sich in kleinen Geschäften das Nötigste besorgen. Jedoch ist nie klar, was es grade gibt. Manchmal gibt es tagelang nur wenige unwichtige Produkte in großen Mengen, und wenn dann mal wieder eine Abwechslung gibt, bilden sich lange Schlangen. In Kuba gilt: Wenn man eine Schlange sieht, sollte man sich erst mal einreihen, da muss es etwas Gutes geben. Doch auch mit diesen Bezugsscheinen kommt man meist nur bis zum 20. eines Monats über die Runden. So hat derjenige, der durch den Tourismus an CUC herankommt, oder der Verwandte im Ausland hat die Geld schicken können, großes Glück. Alle anderen versuchen über Hintertüren einen Zuverdienst zu erwirtschaften. So kommt es vor, dass eine Tankstelle offiziell kein Benzin mehr hat, doch wenn man bereit ist etwas mehr zu zahlen, kann man hinter vorgehaltener Hand doch noch den Tank befüllen.
Kürzlich hat der Staat immerhin erlaubt, dass Bauern 10% des erwirtschafteten Gutes vom Eigenbedarf weiterverkaufen dürfen. Sowohl private Initiativen als auch größere NGOs unterstützen landwirtschaftliche Betriebe z.B. dabei, mit neuen, nachhaltigen und effektiven Anbaumethoden oder Produktionen den Ertrag zu steigern. So findet zwar eine langsame Öffnung des Systems  in Richtung einer Marktwirtschaft statt, doch viele Kubaner fürchten auch einen Raubkapitalismus. Die künftige Entwicklung Kubas bleibt spannend, doch sicher ist wohl, dass auch in den nächsten Jahren sich die Lust von Menschen aller Welt nicht mindern wird, dieses interessante und vielseitige Land kennen zulernen.