Bericht GATE-Themenabend 18.7.17

Kurzbericht vom GATE-Themenabends am 18.07.17 zum Vortrag „Nachhaltige Tourismusangebote in Brasilien, Bolivien und Peru – ein Praxistest“

Die lateinamerikanischen Ziele Brasilien, Bolivien und Peru werden, besonders bei Backpackern bzw. Individualreisenden, immer beliebter. Orte wie der Salar de Uyuni in Bolivien, die Chapada Diamantina in Brasilien oder Puno am Titicacasee in Peru sind für sie längst keine Geheimtipps mehr. Doch werden Backpacker bzw. Individualreisende an diesen Orten auch auf alternative Angebote aufmerksam bzw. sind sie als Zielgruppe nachhaltiger Tourismusangebote mit ihren Eigenheiten, wie der relativ kurzfristigen Planung, wahrgenommen?

Bei dem Praxistest schien dies eher weniger der Fall zu sein, waren zwar an den meisten Orten interessante Initiativen des nachhaltigen Tourismus zu finden, dies aber erst bei sehr genauem Hinsehen und intensiver Recherche. Einmal gefunden, scheitert die tatsächliche Nutzung solcher Angebote dann schnell an nicht gegebener Verfügbarkeit (da die Mindestteilnehmerzahlen meist nicht wie bei den konventionellen Touren ständig erreicht wird) oder einem im Vergleich zu „normalen“ Angeboten deutlich höheren Preis ohne sofort erkennbaren Mehrwert. Dabei ist spätestens seit Phänomenen wie der Negativentwicklung der Thailändischen Full-Moon-Parties, die zu einem Massenevent mit entsprechender Verschmutzung der Strände mutierten, klar, dass diese Zielgruppen unbedingt bei der Vermarktung nachhaltiger Angebote beachtet werden muss. Denn auch wenn regulierende Maßnahmen der Staaten selbst an vielen Orten sicherlich ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigeren Nutzung touristischer Attraktionen sein könnten (siehe z.B. die Regulierung der täglichen Besucher Machu Picchus), mangelt es an diesen vielerorts. Beispielsweise der Flora und Fauna in und um den Salar de Uyuni wäre mit einer Begrenzung von täglich durchquerenden Jeeps sicherlich sehr geholfen. Da die Einführung solcher Maßnahmen größtenteils aber noch in weiter Ferne zu sein scheint, könnte die stärkere Vermarktung nachhaltiger Angebote, auch auf Individualreisende gerichtet, in entsprechenden Destinationen ein wichtiger Schritt sein. Eine stärkere Online-und Social-Media-Präsenz, die Kreation eines besonderen, hippen Images, das Herausstellen der USP´s, eine stärkere Sichtbarkeit in der Destination selbst und die Kooperation von nachhaltigen Touranbietern mit Hostels und Touristen-Informationen; all dies könnten Wege sein, um alternative Angebote in das Augenmerk dieser Zielgruppe zu rücken.

Kombiniert mit Informationsmaßnahmen zur Stärkung des nachhaltigen Bewusstseins, sowohl der Reisenden, als auch der touristischen Anbieter selbst, würde die Hoffnung bestehen, dass es bei den bereits vorhandenen Projekten des nachhaltigen Tourismus nicht bei Insellösungen bleibt, sondern durch die Aufklärung und eine steigende Nachfrage nach besonderen und alternativen Angeboten und das damit verbundene wirtschaftliche Potenzial, nicht nur mehr Anbieter einen nachhaltigeren Weg einschlagen, sondern auch mehr Individualreisende durch die stärkere Präsenz und die dann offensichtlichen Vorteile, diese Angebote preferieren. Durch somit z.B. auch schneller erreichte Mindestteilnehmerzahlen für alternative Ausflüge, sollte auch das Problem der kurzfristigen Verfügbarkeit schrumpfen.

Oftmals mangelt es aber insbesondere bei privaten und kleineren Initiativen an Kapazitäten und Budgets für solche Maßnahmen und so bleibt weiterhin daran zuarbeiten und darauf zu hoffen, dass bei allen Akteuren, sei es den Staaten selbst, den Reisenden oder den Anbietern touristischer Leistungen, das Bewusstsein für die Wichtigkeit einer nachhaltigen Tourismusentwicklung weiter wächst und bei Entscheidungsfindungen immer öfter im Vordergrund steht.

Luisa Mentz

Stammtischankündigung 31.7.2015

Liebe Tourismus-Interessierte, Liebe Freunde und Freundinnen des GATE-Stammtischs,

im sommerlichen Juli widmet sich der GATE-Stammtisch einem sehr spannenden Thema: kann durch das Siegel „UNESCO-Weltkulturerbe“ möglicherweise der Weg für einen behutsamen Tourismus im Tschad geebnet werden? Unser Referent berichtet von seinen Erfahrungen vor Ort und dem Prozess der UNESCO-Zertifizierung.

Zu diesem interessanten Thema möchten wir Sie/euch auch diesmal wieder herzlich einladen.

Freitag, den 31. Juli 2015, 19.00 Uhr!

Durch UNESCO-Weltkulturerbe – Entwicklungschance für einen behutsamen Tourismus im Tschad?

Foto S.Oehm: Biku See in Ounianga Serir

Keine Chance ohne Risiko. Aber stimmt dies auch für Tourismus in Ländern mit schwierigen Rahmenbedingungen?

Kann das Siegel „UNESCO-Weltkulturerbe“ dabei helfen, einen behutsamen Tourismus im Tschad voranzutreiben? Und welche Art von Fremdenverkehr bietet sich in dem Land überhaupt an? Sven Oehm berichtet von seinen Erfahrungen vor Ort und dem Prozess der UNESCO-Zertifizierung. Dr. Sven Oehm ist Geograph und hat über Naturparks im Sudan promoviert. Momentan arbeitet er bei GFA Consulting in Hamburg. Zuvor hat er als Projektkoordinator im Tschad federführend und erfolgreich am ersten UNESCO-Weltkulturerbe-Antrag mitgewirkt. In seinem Vortrag berichtet er über seine Arbeitserfahrungen in Afrika und die Chancen eines nachhaltigen Tourismus in der Region.

Kontakt: sven.oehm@gmail.com

Wann:  Pünktlich um 19 Uhr (Achtung, es ist ein Freitag!)
Wo:       Café Hundertwasser (Obergeschoss), Simon-Dach-Straße 39, 10245 Berlin, Friedrichshain,     (U5 Samariterstraße, U/S Warschauer Straße, Tram 10 Grünberger Straße oder Bus 240         Boxhagener Platz).

Wie immer freuen wir uns auf eine zahlreiche Teilnahme aller Interessierten und eine rege Diskussion!

 

Programmankündigung benbi 2008

Berliner Entwicklungspolitisches Bildungsprogramm: WeltWeitWasser – Mangelware.com ?

auf der Berliner Messe Import Shop vom 12. bis 16. November 2008

„Wasser“ war das Jahresthema der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 – 2014) für 2008. Welche globalen Folgen hat der kommerzielle Bewässerungsanbau von Zitrusfrüchten in Brasilien? Wie kommt man in Ghana an sauberes Trinkwasser? Oder: Wohin fließt das Abwasser der großen Hotels an den Stränden Thailands?
An 22 Messeständen boten Nichtregierungsorganisationen (NRO) SchülerInnen interaktive Workshops unter dem Motto WeltWeitWasser – Mangelware.com ? an. KATE – Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung e.V. koordiniert das Entwicklungspolitische Bildungsprogramm.
Auch GATE e.V. war mit einem Stand vertreten und bot ein Programm an zum Thema:

„Zwischen Brunnen und Swimmingpool“

Nach wie vor sind Umweltaspekte wichtige Motive bei der Urlaubswahl: Flucht aus den Großstädten der Industrienationen in unberührte Natur, an einsame Strände oder aus der Hektik des Alltags in die Ruhe der Urlaubsgebiete. Die natürlichen Ressourcen der Gastländer sind dabei die Grundlage des Tourismus: Schöne Landschaften, saubere Luft, unberührte Strände sowie exotische Pflanzen und Tiere zählen zu den heute überbeanspruchten bzw. aussterbenden Hauptattraktionen des Tourismussektors. Mit ansteigendem Tourismus werden die vorhandenen Ressourcen, insbesondere das kostbare Nass „wASSeR“, unkontrolliert genutzt. Insbesondere die Länder des Südens müssen zu große Mengen an Wasser für Touristen bereitstellen. Die Auswirkungen des Tourismus auf die Wasserversorgung stellen dabei schwerwiegende Probleme für die Umwelt dar. Nicht nur Golfanlagen und Swimmingpools beanspruchen große Mengen an Wasser, sondern auch der tägliche Gebrauch frischer Handtücher, ständiges Duschen und sogar Fernflüge selbst sorgen für die Verknappung der Wasserressourcen. Die Ergebnisse spiegeln sich dann in gravierenden Defiziten, wie z.B. im Absinken des Grundwasserspiegels oder in Schwierigkeiten der Bewässerung in der Landwirtschaft. Daneben führt die verstärkte Entnahme von Grundwasser zu einer fortschreitenden Versalzung der Böden und Brunnen. Unter den daraus resultierenden katastrophalen Auswirkungen wie z.B. Rationierungen oder gar dem Zusammenbruch der Wasserversorgung hat hauptsächlich die einheimische Bevölkerung zu leiden. Wie stehen die Menschen in den Urlaubsregionen, insbesondere in den eher wasserarmen Entwicklungsländern, solchen Tatsachen gegenüber? Gibt es auch alternative Wege für einen ressourcenschonenden Urlaub?

Unsere Workshops zielten darauf ab, Wege für eine „sanfte“ Art des Reisens aufzuzeigen. Die gestalterische und künstlerische Arbeit förderte eine differenzierte Betrachtungsweise der SchülerInnen, da die sinnliche Wahrnehmung die Grundlage für Erfahrungen und Erkenntnisse ist und gleichzeitig die Basis für kreative Lernprozesse bildet.

Fragen zu unserem Angebot richten Sie bitte an Isabelle Schunck,
E-Mail: schunck@gate-tourismus.de

Vortrag Ethno-Tourismus in Bolivien

Stammtisch 5. Februar 2008: Vortrag Anja Weber: „Interessen und Akteure im Tourismus. Das Beispiel des Ethno-Tourismus in Tarabuco/Bolivien“
Schon seit mehreren Jahrzehnten kommen Touristen nach Tarabuco, einem Dorf in den bolivianischen Anden. Der Vortrag basierte auf einer Forschung und einer sich anschließenden Magisterarbeit mit dem Thema „Interessen und Akteure im Tourismus – Das Beispiel des Ethnotourismus in Bolivien“. Dabei sollten die unterschiedlichen Facetten, Akteure und Interessen(-skonflikte) des Tourismus aufgezeigt und diskutiert werden.
Ein interessanter Diskussionsansatz könnte auf den beiden Frage basieren, was (1) gemeindeorientierter Tourismus bedeutet – auch für die jeweils unterschiedlichen Akteure – und (2) welche Faktoren eine Rolle spielen? Hintergrund bildet der sich weltweit immer weiter ausbreitende und wichtiger werdende Wirtschaftszweig Tourismus für ländliche Gemeinden und die Tatsache, dass auch innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit der gemeindeorientierte Tourismus als Projekt-Strategie zur Armutsbekämpfung eine immer größere Aufmerksamkeit zugedacht wird.
Einige Informationen zum Thema bietet folgender Artikel:
Link 30 Jahre Tourismus in Tarabuco/Bolivien – oder erste Erfahrungen einer Feldforschung

Vortrag Ökotourismus in Schutzgebieten

Stammtisch 24. August 2009: Vortrag Michael Kleinod: „Naturschutz durch Naturgenuss – Ökotourismus in Schutzgebiete als Konzept und Praxis am Beispiel des Pu Luong Naturschutzreservates“

Dieser Vortrag untersucht das Konzept „Ökotourismus in Naturschutzgebiete“ aus soziologischer Perspektive. Dabei soll die Logik des ‚Natur(und Kultur-)schutzes-durch-Natur(und Kultur-)genuss‘ erläutert werden. Damit wird weiterhin die kulturelle/historische Bedingtheit und Widersprüchlichkeit dieses Konzeptes aufgezeigt, indem es als Resultat globalisierter (hegemonialer) Diskurse um Entwicklung, Naturschutz und Tourismus unter dem Paradigma der Nachhaltigkeit und damit als Ausdruck gesellschaftlicher Herrschaft verstanden wird.
Wie das widersprüchliche Konzept konkret (lokal) praktisch wirksam wird, illustriert das Beispiel des „Community Based Tourism im Pu Luong Naturschutzreservat“ in Nordvietnam. Dabei wird u.a. das Problem des Kulturbegriffs im Nachhaltigkeitsparadigma greifbar sowie die durch Ökotourismus als Konzept und Praxis geschaffene/bestärkte soziale Ungleichheit. Es geht um drei inhaltliche Schwerpunkte:
a) Die kulturelle Bedingtheit und innere Widersprüchlichkeit des Konzeptes „Ökotourismus“ als Konvergenzpunkt der historischen Diskurse um 1. Entwicklung, 2. Naturschutz und 3. Tourismus;
b) Den Einfluss dieser kulturellen Implikationen (z.B. die spezifische Bedeutung von „Natur“ oder „Kultur“) auf die faktischen Aussagen der Akteure über ihre Praxis;
c) Den kritischen Blick auf lokal realisierte (sozial konstruierte) Ungleichheiten, die (auch) Resultat einer am herrschenden Nachhaltigkeitskonzept „Ökotourismus“ orientierten Praxis sind.

Links:
Link CBD (Convention on Biological Diversity)-Querschnittsthema „Tourism and Biodiversity“
Link Homepage Pu Luong Nature Reserve
Link Social Report Pu Luong
Link Ecotourism in Vietnam: Potential and Reality